Bericht der Heilbronner Stimme vom 11.01.03

Die Schule soll "ihre Kundschaft" entdecken

Von Gertrud Schubert

Jeder Schüler ein Kunde. Die Eltern anspruchsvolle Kundschaft. Die Schule ein Dienstleistungsunternehmen. So versteht die Akademie für Information und Management, Bildung und Unterricht. Mit Methoden aus der Wirtschaft will die aim Schulen in der Region verbessern.

Als Auftakt viele Seminare für Lehrer: Konflikt als Chance, Teamfindung oder auch Einführung in das, was im Wirtschaftsleben unter KVP verstanden wird - kontinuierlicher Verbesserungsprozess. Mehr als 30 Schulen aus der Region Heilbronn-Franken haben sich seit vergangenen Sommer auf das aim-Angebot eingelassen. Dann stellte aim-Chef Harald Augenstein den zweiten Mosaikstein in seinem Schul-Verbesserungsprogramm vor: umfassendes Methodentraining mit dem Schulreformer Heinz Klippert. Jetzt weihte er mit dem Projektentwickler und FH-Professor Reinhard Pferdmenges die 60 Mitglieder des Landesschulbeirates in das neuste aim-Schulprojekt ein und erntete begeisterten Applaus. "Nur die Vertreter der Lehrerverbände äußerten Vorbehalte", sagte die LSB-Vorsitzende Ingeborge Schöffel-Tschinke. Sie will die Idee und die Methode für Qualitätsmanagement (QM) und Qualitätssicherung (QS) in Schulen ins Land und vor allem in politische Gremien tragen.

Fürs Projekt sind dreimal drei Schulen aus der Region gesucht, die sich der Qualitätsentwicklung stellen wollen. "Im Grunde", so erklärte Harald Augenstein, "bieten wir nichts Neues an." Nur sollen die Methoden der Wirtschaft auf Schule anwendbar und allen Beteiligten nachvollziehbar gemacht werden.

Zwei, drei Jahre werden sich die Pilotschulen dem kostenfreien, da von der Dieter-Schwarz-Stiftung finanzierten Entwicklungsprozess stellen. Begleitet wird als Erstes die Entwicklung eines Leitbildes für die Schule. Lehrer, Sekretärin, Schüler, Eltern alle sind in die neue Schulentwicklung mit einbezogen. Unterrichtsqualität wird definiert. Vergleichbare Regeln für Selbst- und Fremdevaluierung werden festgelegt.

Leistungsniveau und Kompetenzstufen des Einzelnen und der Klassenstufen werden beschrieben, Diagnoseverfahren eingeführt. Wie notwendig letzteres sei, begründet Harald Augenstein mit einem Beispiel: Nur von elf Prozent der Hauptschüler, die laut Pisa nicht gut lesen können, wüssten dies auch die Lehrer.

Trotz allen Qualitätsmanagements bleibt natürlich der Lehrplan Maßstab aller Dinge, sagt LSB-Mitglied und Schulrat Wolfgang Klink. Der permanente Prozess zur QS lasse indes an den Schulen "einen Geist der Veränderung" entstehen. Margarete Schwab von der aim sieht den pädagogischen Auftrag der Schule in den Prozess integriert.

Und: einmal institutionalisierte schulische Abläufe müssten nicht jedes Jahr aufs Neue erfunden werden. Den Schulen werde nichts übergestülpt. Sie lernten lediglich die Methoden, ihre Ziele zu entwickeln und zu erreichen.

11.01.2003

Quelle: http://newsregional.stimme.de/heilbronn/0,-885003499,0,0,0,0.html

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